Reisebericht
Von Silke Molt
Indien stand nie auf meiner Reiseliste - bisher!
Bis zu dem Zeitpunkt als Rahmana auf einer Veranstaltung von ihren Pink Lotus Touren erzählte und Aufnahmen vom Ananda Ashram zeigte. Dieser besondere Ort ist sofort in mein Herz gesprungen und ich wusste: Da muss ich hin! Am nächsten Morgen melde ich mich an und es soll dann noch ein halbes Jahr voller Vorfreude und diverser Vorbereitungen dauern, bis es soweit ist! Nach einem gut zehnstündigen Flug von Frankfurt nach Chennai wartet bereits ein Bus auf uns und während der Fahrt erhalte ich die ersten Eindrücke von einem lauten, bunten und faszinierenden Indien. Dann ist es soweit: Ankunft im Ashram! Ich steige mit 11 weiteren Pink Lotus-Reisenden aus dem Bus und es ist sofort da: Das Gefühl, genau am richtigen Ort zu sein! Ich habe nun 3 Wochen Ashramleben vor mir.
Im Ashram leben Schwester Neethi und drei weitere Nonnen. Neethi trägt die Verantwortung fürs Ganze - sie kümmert sich um Alle und Alles! Es ist zu spüren, dass der Glaube sowie die Liebe und Hingabe zu Gott den Nonnen die Kraft gibt, den Ashram aufrecht zu erhalten und ihn zu einem besonderen Ort machen.
Die Schwestern können einigen Dalits aus der näheren Umgebung zur Sicherung ihres Lebensunterhalts eine Arbeitsmöglichkeit im haus- und landwirtschaftlichen Bereich des Ashram bieten. Eine Win-Win-Situation, denn alleine könnten die Schwestern die notwendigen Arbeiten im Ashram nicht bewerkstelligen.
Zu Beginn unseres Aufenthaltes ist „Pongal“ - ähnlich unserem Erntedankfest. Es wird mehrere Tage gefeiert. Auf unserer Rundfahrt durch den Nachbarort ist vor jeder Haustür eine schöne Mala zu bewundern, nicht selten ein kleines Kunstwerk - auch vor den ärmsten Häusern.
Zum Pongalfest werden im Ashram Lebensmittel an die Ärmsten in der Umgebung ausgegeben. Ich darf beim Packen der Tüten helfen. Sie enthalten Hirse, Linsen, Reis, Zucker, Öl und sichern so für einige Zeit ein gutes Essen. Zum Abholen der Tüten kommen die Menschen in ihrer besten Kleidung (manche Frauen in einem wunderschönen Sari) und sind sehr freundlich und dankbar. Neethi kennt jede einzelne Familiengeschichte! Für mich ist es einer von vielen beeindruckenden und berührenden Momenten.
Die Schwestern begegnen jedem Menschen mit Liebe, Respekt und Aufrichtigkeit.
Die Hilfe der Schwestern für die Bedürftigsten und Ärmsten in der Region ist vielfältig. Mal ist es Kleidung, die Unterstützung eines Kindes für einen Schulbesuch, finanzielle Hilfe in Notlagen, medizinische Hilfe und mehr. Sie erfolgt nach sorgsamer Auswahl direkt und ohne verzögernde bürokratische Maßnahmen - ein Segen für die Region!
Wir werden während unseres Aufenthalts jeden Tag kulinarisch verwöhnt - und das nicht aus einer modernen Hightech-Küche sondern aus einer einfachen überdachten Kochstelle. Für jedes Anliegen haben die Schwestern ein offenes Ohr und sind stets bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu trägt auch der herzliche Humor von Schwester Neethi bei - einfach großartig und von einer Nonne nicht unbedingt zu erwarten.
Ein weiteres emotionales Highlight ist der Besuch der Bless School. Durch die Vermittlung von Patenschaften durch Bless Ananda ist es möglich, bedürftigen Kindern aus ärmlichen Verhältnissen den Weg in Bildung und somit vielleicht auch einen Weg aus der Armut zu eröffnen.
Wir werden vom Schulleiter, Senthil Kumar, freudig erwartet und herzlich begrüßt. Er führt uns zunächst in den kleinen Schulwald, der mit Hilfe von Spendengelder der Sepp-Herberger-Schule Weinheim - mit der eine Patenschaft besteht - angelegt wurde und langsam wächst und gedeiht. Er soll einmal für wohltuenden Schatten auf dem sonst sehr sonnigen und heißen Schulgelände sorgen. Durch Spendengelder von Bless Ananda kann die Pflege finanziert werden.
Die kleinen Schulkinder sind sehr aufgeregt und strahlen uns in ihrer einheitlichen Schulkleidung aus leuchtenden Augen an. Sie haben Lieder und Tänze geübt, die sie uns voller Begeisterung vorführen. Im Unterricht lernen die Größeren Englisch und so können wir uns ein wenig unterhalten. Wir haben für jedes Kind ein Geschenk, wie ein kleines Plüschtier o.ä. oder Buntstifte. Es ist sehr berührend, diese große und aufrichtige Freude über solche Kleinigkeiten (nach unserem hiesigen Verständnis) zu erleben. Ein sehr nachhaltiger Eindruck!
Die gesamte Pink Lotus Reise ist gespickt mit vielen Herzmomenten!
Es beeindruckt und berührt mich nachhaltig, welch wichtige und erforderliche Arbeit im Ashram und in der Bless School geleistet wird, um den Bedürftigsten in dieser Region ein bisschen mehr Menschlichkeit und Hoffnung zu geben.
Allen Menschen denen ich auf dieser Reise begegnet bin, haben mit ihrer offenherzigen Art - trotz ihrer manchmal bedrückenden Armut - mein Herz berührt.
Ich bin daher voller Freude, auch bei der nächsten Pink Lotus Reise dabei sein zu dürfen!
Wer einmal nicht nur mit den Augen sondern mit der Seele in Indien gewesen ist, dem bleibt es ein Heimwehland
(Hermann Hesse).
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Alex (Mittwoch, 04 September 2024 12:21)
Ach wie wunderbar, liebe Silke...
Deine Worte so schön gewählt und das Zitat von Hesse mehr als stimmig. So erlebe ich es nach unserer gemeinsamen Reise auch...
Sabine (Mittwoch, 04 September 2024 12:53)
Liebe Silke, du hast so treffend diesen wunderbaren Ashram mit den wundervollen Nonnen, die sofort dein Herz erobern, beschrieben. Hier verliert alles Materielle an Bedeutung. Man wird mit Respekt, Fürsorge und sehr viel Liebe versorgt und fantastischem Essen. Ein Seelenort.
Birgit schmidt (Mittwoch, 04 September 2024 13:12)
Liebe Silke, sooo treffend geschrieben, war wieder gleich in Gedanken im Ashram, hab neehtis lachen ,ihr Telefonklingeln, Johannes lachflash gehört, freu mich schon aufs nächste Jahr, und wir beide wieder beim Abwasch
Traudl (Mittwoch, 04 September 2024 20:15)
Liebe Silke, wie wundervoll du geschrieben hast und so eindrückliche Bilder. Ich bin sehr angetan, mir ging es ja auch so, keine Überlegung, fühlt sich gut an und es wird Zeit ganz andere Erfahrungen zu machen. Ich freue mich auf den Austausch mit euch und die Zeit. Heute hab ich die Flüge gebucht. Danke.